Zentrum Paul Klee Bern Gegründet von Maurice E. und Martha Müller sowie den Erben Paul Klee
Do 18.04.2013

Medienmitteilung Lutz & Guggisberg Kunstinstallation „Erweiterungsbau“

Ab 19. April 2013 im Zentrum Paul Klee

Seit mehr als 15 Jahren arbeiten die beiden Künstler Andres Lutz und Anders Guggisberg zusammen. Sie bedienen sich praktisch der ganzen Palette verfügbarer Medien von der klassischen Malerei und Skulptur bis hin zur Musik, der Sprache und der Performance. Mit ihren Werken erzeugen sie Spannungsfelder, die zwischen Genialität und Dilettantismus, zwischen Abstraktion und Figuration, zwischen Realität und Fiktion oszillieren. Dabei gelingt es Lutz & Guggisberg stets, Geschichten zu erzählen, bzw. Geschichten so anzulegen, dass sie sich im Kopf des Publikums individuell ausformen.

Mit Blick auf die „normalen Geschäftsmodelle“ zwischen Kunstinstitutionen und Kunstschaffenden haben Lutz & Guggisberg und das Zentrum Paul Klee für 2013 eine eher ungewöhnliche Zusammenarbeit vereinbart. Statt wie üblich für eine bestimmte Dauer einen Ausstellungsraum zu bespielen oder an bestimmten Terminen eine Veranstaltung zu bestreiten, versuchen Lutz & Guggisberg und das ZPK, sich in einem unangestrengten, nicht präzise abgesteckten Miteinander zu verbinden und ihre beiderseitigen Programme, Anliegen und Interessen sozusagen parallel zu verfolgen. Einzelne Teilprojekte sind angedacht, anderes kann sich noch ergeben. Die Zeichen, die Lutz & Guggisberg im ZPK setzen, mögen als gezielte Interventionen gelesen werden, können aber ebenso sehr Ausdruck imaginärer Parallelwelten sein.

Die neueste Arbeit von Lutz & Guggisberg, „Erweiterungsbau“, ist schnell beschrieben: Ein paar Profilstangen sind im Aussenraum des Zentrum Paul Klee in den Boden gepflanzt und rufen unweigerlich das Bild eines klassischen Baugespanns hervor. Tatsächlich stecken die Anordnung und Längen der Profilstangen den Grundriss und das Volumen eines möglichen Gebäudes ab.

Wird die Konstruktion einmal aber als künstlerische Intervention betrachtet, ist sie grundsätzlich jeglicher Zweckbestimmung enthoben und vermag eine Reihe neuer Bedeutungsebenen zu eröffnen. Die Interaktion mit der landschaftlichen Umgebung weist die Arbeit als der „Land Art“ zugehörig aus, genau so, wie auch Renzo Piano, der Architekt des Zentrum Paul Klee, seine Setzung der geschwungenen Stahl- und Glasarchitektur als Landschaftsskulptur bezeichnet. Die vertikal aufstrebenden Profilstangen von Lutz & Guggisberg kontrastieren in ihrer Rechtwinkligkeit bewusst die harmonische Geste von Piano, und noch stärker zeigt sich der Gegensatz, wenn man anhand des Baugespanns im Geiste die vier Kuben visualisiert, die Lutz & Guggisberg den geschwungenen Hügeln des ZPK überstülpen.

Nebst solch formalen Qualitäten impliziert die Arbeit natürlich auch Fragen im Zusammenhang mit der Architektur, etwa zu ihrer Ästhetik, ihrem Verhältnis zur Umgebung, ihrem Zweck, ihrer Funktionalität, und nicht zuletzt scheint eine mit jedem Bauvorhaben verbundene, zukunftsgerichtete Zuversicht auf. Schliesslich stellt der unmittelbare örtliche Kontext des Gebäudes des Zentrum Paul Klee weitere Bezüge her: Museumsbauten sind zur Zeit in der Schweiz en vogue. Zürich, Basel, Bern, Lausanne, Lugano, Genf – wohin man blickt, werden die Kunstmuseen erweitert oder neugebaut. Angesichts der prestigiösen Architekturen geht es dabei um ästhetische Fragen, angesichts der Kosten auch um kulturpolitische und – im Wissen um die Bedeutung der Museen für das Standortmarketing – immer stärker um wirtschaftliche.

Komplexität und Einfachheit kann als weiteres Gegensatzpaar im Schaffen von Lutz & Guggisberg ausgemacht werden. Für diese Arbeit haben sie nur 15 Profilstangen gebraucht.

Lutz & Guggisberg @ ZPK
Deklaration „Fenster für Gespenster“, Zentrum Paul Klee, ab August 2012, unbestimmte Dauer
8-stündige Performance an der Berner Museumsnacht 22. März 2013
„Erweiterungsbau“, Zentrum Paul Klee, ab April 2013, unbestimmte Dauer
„Galaxy Evolution Melody“, in der Ausstellung „Preziosen und Raritäten von Paul Klee“, Zentrum Paul Klee, 24. Mai bis 17. August 2013
weiteres in Planung
Kuratiert von Peter Fischer
Unterstützt von der Ernst Göhner Stiftung

Biografie Andres Lutz / Anders Guggisberg
Andres Lutz, geb. 1968 (Wettingen) und Anders Guggisberg, geb. 1966 (Biel) leben und arbeiten in Zürich.

Seit 1996 realisieren die Künstler regelmässig Einzelausstellungen in der Schweiz und im Ausland; Auswahl: Leben im Riff, Aargauer Kunsthaus Aarau (2008), Museum Folkwang Essen (2008), Impressions from the Interior, IKON Gallery, Birmingham (2008), Centre Culturel Suisse , Paris (2009), Museum Boymans van Beuningen, Rotterdam (2010), aktuell: La Criée, Centre d'art contemporain, Rennes (5.4.-19.5.2013). 
Seit 1997 Teilnahme an zahlreichen Gruppenausstellungen in der Schweiz und im Ausland; Auswahl: Sonsbeek 9, Arnheim (2001), Art Unlimited, ART Basel (2004), Sharjah Biennal 8, Sharjah VAE (2007), 4th Guangzhou Triennal 2012, Guangdong Museum of Art, China (2012). 
Weitere Informationen: www.lutz-guggisberg.com

Für weitere Auskünfte steht Ihnen gerne zur Verfügung:
Maria-Teresa Cano, Leiterin Kommunikation und Kunstvermittlung, , Tel. +41 (0)31 359 01 01