Zentrum Paul Klee Bern Gegründet von Maurice E. und Martha Müller sowie den Erben Paul Klee
Fr 29.05.2009

Medienmitteilung «Paul Klee. Teppich der Erinnerung»

Höhepunkt und Schlusspunkt der Orient-Trilogie im ZPK

Mit der Ausstellung "Paul Klee. Teppich der Erinnerung" (30.5.2009 - 30.8.2009) findet die Orient-Trilogie des Zentrum Paul Klee ihren krönenden Abschluss. Im Mittelpunkt stehen das Werk Paul Klees mit seinen auf den Reisen nach Tunesien (1914) und nach Ägypten (1928) geschaffenen Werken sowie seine spätere Auseinandersetzung mit zahlreichen Orient-Themen. Der zweite Fokus der Ausstellung richtet sich auf die frühe Orientfotografie und das von ihr übermittelte Bild des Orients.

Den Ausgangspunkt für Klees Interesse am Orient bildete seine Affinität zur dekorativen Kunst am Anfang des 20. Jahrhunderts. Im Laufe seines Schaffens ergaben sich in Klees Werk vielfältige Bezüge und Korrespondenzen zur Bild- und Zeichensprache, aber auch zur Chromatik der islamischen Kunst, wie der Vergleich mit den in der Ausstellung gezeigten Textilien, Teppichen, Keramiken und Schriftstücken aus dem Orient veranschaulicht.

Die Tunesienreise von 1914, die Paul Klee mit seinen Freunden Louis Moilliet und August Macke unternommen hatte, sowie die Reise nach Ägypten im Winter 1928/29 werden ausführlich dokumentiert. Im Zentrum der Werkschau steht eine breite Auswahl an Aquarellen der drei Malerfreunde. Über die Darstellung der Reiseerlebnisse hinaus ist auch deren weitere Bearbeitung im späteren Schaffen von Paul Klee und Louis Moilliet von Bedeutung. Während die arabische Kalligrafie und die ägyptischen Hieroglyphen Klee zur Schaffung eigener Bildalphabete inspirierten, bot ihm die an Ornamenten reiche orientalische Kunst eine nicht versiegende Quelle für geometrische und ornamentale Gestaltungsmöglichkeiten. Unter dem Eindruck der arabischen Stadtarchitektur entwickelte Paul Klee schon 1914 seine eigene Bildarchitektur. Die für Klee völlig ungewohnten Licht- und Farbverhältnisse, die er in Tunesien zum ersten Mal erfuhr, führten nach seiner Rückkehr zu einem völlig neuen Umgang mit der Farbe.

Eine repräsentative Auswahl an frühen orientalischen Fotografien führt die Anfänge dieses Mediums vor Augen. Schon früh erhielt die Fotografie wegen der objektiven Wiedergabemöglichkeiten einen festen Platz in wissenschaftlichen Expeditionen als Dokumentationsmittel der Archäologen. Den Aufnahmen berühmter Bauwerke folgten bald auch Fotos von Bewohnerinnen und Bewohnern der Weltgegenden, die vom sich ausbreitenden Kolonialismus erfasst wurden. Die zunehmenden Touristenströme lösten sich explosionsartig ausbreitende Aktivitäten professioneller Fotostudios aus sowie Schwindel erregende Auflagezahlen von Postkarten und Erinnerungsfotos. Die Fotografen orientierten sich an den bewährten Darstellungsformen der Malerei und übernahmen deren bevorzugte orientalistische Sujets, wie Bazare und Marktszenen, Cafés, Odalisken, Wüstenlandschaften und Oasen. Über das Mittel der Postkarte trug die Fotografie so massgeblich zur Verbreitung dieser Sujets und des Klischees vom Orient bei. Von den ersten Fotografien im Niltal von Maxime Du Camp über die Arbeiten von Francis Frith, der Abdullah frères oder Lehnert & Landrock spannt sich der Bogen bis hin zum privaten Fotoalbum August Mackes und Moilliets Postkartensammlung.

Die Ausstellung dauert vom 30. Mai bis zum 30. August 2009. Die öffentliche Vernissage findet am Freitag, 29. Mai, 18 Uhr, statt.

Parallel zur Ausstellung zeigt das Zentrum Paul Klee noch bis am 16. August die Ausstellung "Traum und Wirklichkeit. Zeitgenössische Kunst aus dem nahen Osten".

Kunstvermittlung
Kindermuseum Creaviva: Die neue interaktive Ausstellung des Kindermuseum Creaviva trägt den Titel „Tempelfest“ und versteht sich als Vermittlungsangebot zu den Orient-Ausstellungen des Zentrum Paul Klee. Dem Leitmotiv des Orients folgen auch die Workshopangebote und die Themen der Offenen Ateliers in der ersten Jahreshälfte. Audio Guide: Die Kunstvermittlung des Zentrum Paul Klee hat für diese dritte Orientausstellungen ein neues viersprachiges Textprogramm für den Audio Guide realisiert.

Katalog: Zu den Ausstellungen „Auf der Suche nach dem Orient. Von Bellini bis Klee“ und „Paul Klee. Teppich der Erinnerung“ ist ein reich illustrierter Katalog in deutsch und französisch im Hatje Cantz Verlag erschienen.

Du-Heft 793 - Auf der Suche nach dem Orient: Ausgabe zu Paul Klees Orientreise und zur Kultur des arabisch-persischen Raums von heute in Zusammenarbeit mit dem Zentrum Paul Klee.