Zentrum Paul Klee Bern Gegründet von Maurice E. und Martha Müller sowie den Erben Paul Klee
Mo 05.01.2009

Medienmitteilung Ausstellungseröffnung «Auf der Suche nach dem Orient. Von Bellini bis Klee»

Im Ausstellungs- und Veranstaltungsjahr 2009 setzt das Zentrum Paul Klee einen ersten inhaltlichen Schwerpunkt auf die Orientthematik. Im Mittelpunkt einer dreiteiligen Ausstellungsreihe steht die unterschiedliche künstlerische Auseinandersetzung mit Fragen von kultureller Identität und Differenz in Orient und Okzident. Auch in diesem Jahr wird der Themenschwerpunkt von der Sparte Musik und den performati-ven Künsten attraktiv flankiert. In der zweiten Jahreshälfte zeigt das Zentrum das gesamte grafische Werk Paul Klee und würdigt die damit verbundenen Verdienste des Galeristen und Kunstsammlers Eberhard W. Kornfeld.

Auf der Suche nach dem Orient. Von Bellini bis Klee: 7. Februar bis 24. Mai 2009

Die Ausstellung bildet den ersten Akt einer dreiteiligen Ausstellungsreihe zum Thema Orient. "Auf der Suche nach dem Orient“ wirft einen historischen Blick zurück und lädt geografisch ein auf eine Reise von Bern nach Tunesien und Ägypten, Marokko und Jerusalem. Paul Klees Reisen nach Tunesien und Ägypten werden in einer geschichtlichen Perspektive dargestellt und thematisieren den europäischen Blick auf den Orient vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert. Venedig als Handels- und Kunstzentrum dient dabei als Brücke zwischen den östlichen und westlichen Kulturen. Ein Ausstellungshighlight aus dieser Zeit ist das Porträt vom „Sultan Mehmet II“,  das Gentile Bellini 1480 gemalt hat und das sich heute in der Sammlung der National Gallery in London befindet. Zu sehen sind weitere Werke unter anderem von Giovanni Antonio Guardi, Jean-Etienne Liotard, Eugène Delacroix, Eugène Fromentin, Gustave Bauernfeind, Lord Leigthon, John Frederick Lewis, aber auch von Charles Camoin, Henri Matisse und Wassily Kandinsky. Die Faszination und Attraktion, die der Orient auf die Maler Europas ausübte, bereitet das Terrain vor für den Klee-spezifischen Teil der Ausstellung, mit den berühmten Reisen Klees nach Tunesien im Frühling 1914 und nach Ägypten in Winter 1928/1929 als Höhepunkten. Ergänzt werden Klees Werke durch hochkarätige Bilder seiner Reisegefährten August Macke und Louis Moilliet, sowie durch Fotografien, Postkarten und schriftliche Dokumente, die einen spannenden Einblick in die Auseinandersetzung der drei Künstler mit der arabischen und muslimischen Kultur ermöglichen. Eine Sonderschau islamischer Kunst mit historischen Exponaten und Kunstwerken aus der Blütezeit der islamischen Kultur und Wissenschaft wirft einen zusätzlichen Blick auf den Orientalismus: Schatzkammer in sich – mit wichtigen Leihgaben aus der Schweiz, aus Berlin, Budapest, Paris, Venedig und Wien, Venedig – stellt sie gleichzeitig das Bild des Orients wieder her, wie es im 19. Jahrhundert vorherrschte, und veranschaulicht Klees Auseinandersetzung mit diesem Thema.Die Ausstellung wurde in Zusammenarbeit mit dem Westfälischen Landsmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, Münster konzipiert.

Traum und Wirklichkeit. Zeitgenössische Kunst aus dem Nahen Osten. 28. Februar bis 16. August 2009

Die zweite Orient-Ausstellung ist eine multidisziplinär angelegte Werkschau, die "Real Fiction“-Arbeiten zeigt, die einen zeitgenössischen und zeitgemässen Blick auf den Nahen Osten werfen, sowie hoch ästhetisierte und fiktive Videos, die aus subjektiven und poetischen Perspektiven entstanden sind. Dazu gehören auch installative Werke wie der Grundriss von Beirut als ein in Kautschuk gegossener riesiger Teppich von Marwan Rechmaoui. Hörstationen des Berner Musikethnologen Thomas Burkhalter und dessen Organisation „Norient“ sowie Live-Musikperformances verstärken die sinnlichen Aspekte der Ausstellung. Unter Kunst aus dem Nahen Osten verstehen sich in der Ausstellung „Traum und Wirklichkeit“ auch Werke von Schweizer Kunstschaffenden wie San Keller, Chalet 5, Davide Cascio und Michael von Graffenried, die als artists-in-residence in Kairo waren. Die Ausstellung, die sich nicht nur zwischen Traum und Wirklichkeit abspielt, sondern auch die Grenzen von Intimität und Öffentlichkeit auslotet,  umfasst auch Alltagsgegenstände aus dem Orient des 20. Jahrhunderts.   

Paul Klee. Teppich der Erinnerung 30.5.2009 - 30.8.2009

Die dritte Orient-Ausstellung, "Paul Klee. Teppich der Erinnerung" bildet den Abschluss der "Grand tour oriental". Im Mittelpunkt dieser Präsentation stehen inhaltlich-formale Aspekte der Orient-Auseinandersetzung Paul Klees, gezeigt an den Beispielen Architektur, Kalligrafie, Ornament und textile Ornamentik sowie am Aspekt der Farbe und der Technik des Aquarells. Klees Interesse an der arabischen und muslimischen Kultur wird spezifisch über die Tunesien- und Ägyptenreise von 1928 hinaus untersucht. Auf diese Weise öffnet das Zentrum Paul Klee einmal mehr eine neue Sichtweise auf das Schaffen Paul Klees.   

Kunstvermittlung

Kindermuseum Creaviva: Die neue interaktive Ausstellung des Kindermuseum Creaviva trägt den Titel „Tempelfest“ und versteht sich als Vermittlungsangebot zu den Orient-Ausstellungen des Zentrum Paul Klee. Dem Leitmotiv des Orients folgen auch die Workshopangebote und die Themen der Offenen Ateliers in der ersten Jahreshälfte.

Audio Guide und Folder – neu auch in italienischer Sprache: Die Kunstvermittlung des Zentrum Paul Klee hat für die Orientausstellungen ein neues Textprogramm für den Audio Guide realisiert. Zum ersten Mal ist dieses Angebot auch in italienischer Sprache erhältlich. Ebenso sind die Folder zu den Ausstellungen fortan zusätzlich in italienischer Sprache verfügbar. Mit dieser Angebotserweiterung kommt das Zentrum Paul Klee dem Bedürfnis der zahlreichen italienisch sprechenden Gäste aus dem In- und Ausland nach.    

Veranstaltungsprogramm und Begleitpublikationen

Musik: Im Rahmen des vielfältigen musikalischen Rahmenprogramm zu den Orient-Ausstellungen treten renommierte Künstler wie Kudsi Erguner, Madjid Khaladj, Ensemble La Folia Bern, Boris Kovač, Masha und Marjan Vahdat, Ghada Shbeir, Mustapha Said, Sonic Traces und Mahmoud Turkmani auf.

Film: Zur Moderne des Orients gehört das Kino. Für die Ausstellung „Traum und Wirklichkeit“ hat trigon-film ein  filmisches Rahmenprogramm zusammengestellt, in dem sich Werke vom traditionellen Erzählkino über die Wüstenballaden hin zum Genrespiel und der Reduktion der Moderne finden. Gesellschaftliche Fragen werden darin genauso behandelt wie existenzielle, Konflikte sind präsent wie die Suche nach dem Eigenen und den kulturellen Wurzeln.

Katalog: Zur Ausstellung „Auf der Suche nach dem Orient. Von Bellini bis Klee ist ein reich illustrierter Katalog in deutsch und französisch im Hatje Cantz Verlag erschienen.

Du-Heft 793 - Auf der Suche nach dem Orient: Ausgabe zu Paul Klees Orientreise und zur Kultur des arabisch-persischen Raums von heute in Zusammenarbeit mit dem Zentrum Paul Klee.